Mein Name ist Christina Gisler. Ja genau, Gisler, so wie eine Menge anderer Leute in unserem schönen Kanton. So weit, so normal. Ich lebe mit meinem Mann und unseren zwei Kindern in Altdorf. Absolut nichts Aussergewöhnliches daran zu erkennen. Wenn ich euch dann erzähle, dass ich eine Ausbildung zur Doula Geburtsbegleiterin gemacht habe, werden die meisten dann schon Fragen: Doula – hä?
Die Doula Geburtsbegleitung® hat sich, von den USA aus, über die ganze Welt «verteilt». Mehr oder weniger zufällig wurde entdeckt und dann durch diverse Studien auch belegt, wie positiv sich eine konstante Anwesenheit einer vertrauten Person auf die Geburt auswirken kann. Eine Doula begleitet eine Frau oder ein Paar bereits während der Schwangerschaft, bei der Geburt und danach im Wochenbett. Zusätzlich zu Hebammen, Ärzten usw.
Bei meiner ersten Schwangerschaft ging ich relativ naiv «ans Werk». Meine Devise: Es haben schon so viele Frauen Kinder zur Welt gebracht – dann schaffe ich dies auch!
Ich hatte zwar ein, zwei Bücher gelesen und mir auch einige Gedanken zur Geburt gemacht, aber wirklich richtig befasst mit der «Materie» hatte ich mich nicht.
Klar, eine natürliche Geburt stand für mich an erster Stelle, aber was eine Geburt bedeuten würde oder vor allem, wieviel wert ein positives Geburtserlebnis ist, das war mir nicht bewusst. Ich hatte eine 50-Stunden-Geburt. Ja richtig gelesen: 50 Stunden. Mit Einleitung und allem Drum-herum was man sich noch so vorstellen kann. Es hat mir alles abverlangt und ich fühlte mich wie nach einem Marathon. Und trotzdem, so stolz auf mich selbst war ich noch selten in meinem Leben. Ich habe durchgehalten. Das Kind konnte vaginal geboren werden, so hatte ich es mir gewünscht. Ja diese 50 Stunden zwischen Spital – zu Hause – Spital waren nervenaufreibend, herausfordernd und absolut speziell.
Dass es trotzdem ein so schönes Erlebnis war, habe ich bestimmt dem Umstand zu verdanken, dass ich wirklich grosses Glück bei der Betreuung im Spital hatte. Die Chemie mit den wechselnden Hebammen stimmte und mein Mann konnte immer an meiner Seite sein. Gegen Ende der Geburt, als die Wehen dann schier unerträglich zu werden schienen, brachte meine Homöopathin Belinda Bissig ein homöopathisches Mittel ins Geburtszimmer. Sie hatte mich bereits bei der Einleitung und den beginnenden Wehen homöopathisch betreut. Kaum war sie im Zimmer hatte ich auch schon ihre Hand genommen und gefühlte 3 Stunden nicht mehr losgelassen. Es tat einfach gut, nebst meinem Mann, jemanden da zu haben, der vertraut war, aber doch keine Verantwortung hatte. Erst viel später habe ich realisiert, dass Belinda eigentlich wie meine persönliche Doula war. Sie war einfach da, hat mir die Hand gehalten und gut zu gesprochen. Als ich realisiert hatte, wie positiv die super Betreuung während der Geburt war, wollte ich dies auch für andere Frauen möglich machen und habe mich deshalb entschieden die Ausbildung zur Doula zu starten.
Vielen Fragen mich, braucht es wirklich eine Doula? Wir haben doch Hebammen im Spital? Und Ärzte?
Ja klar, das Geburtsteam im Spital ist vorhanden und absolut notwendig. Wir bei uns im Kanton haben das Glück, dass wir meist die eine oder andere Hebamme schon kennen. Dies vertraute Gesicht erleichtert bestimmt das Eintreffen im Spital. Mein grosser Vorteil als Doula ist jedoch, dass ich die Frauen/das Paar bereits vor der Geburt näher kennen lerne. In gemeinsamen Vorbereitungsgesprächen spüre ich, was den Frauen/Paaren besonders wichtig ist für die Geburt oder die Zeit im Wochenbett. Wenn ich dann bei der Geburt dabei bin, weiss ich genau, was wichtig ist und was nicht gewünscht wird. Und da ich keine medizinische Funktion habe, kann ich mich vollkommen auf das persönliche Wohlbefinden der Gebärenden und des Partners fokussieren. Durch das gemeinsam erlebte Geburtsereignis entsteht eine unvergleichliche Verbundenheit. Im Wochenbett, einige Zeit nach der Geburt, bespreche ich dann dieses Erlebnis nochmals mit meinen Klienten. Diese schätzen es sehr, jemanden zu haben, der alles miterlebt hat und oftmals werden verschiedene Informationen zu Zeitpunkt, Ablauf etc ausgetauscht. Die Hürde, bei einer allfälligen Unsicherheit, zuerst die Doula zu fragen, bevor die Hebamme «zu belästigen», ist meiner Meinung nach deutlich kleiner.
Nun, wieso also eine Doula engagieren? Kann ich nicht allein ein Kind zur Welt bringen? Bin ich als Mann «zu wenig» Unterstützung für meine Partnerin?
Diese Fragen sind berechtigt und es gibt keine allgemein gültige Antwort darauf. Ich persönlich finde, es muss jede Frau / jedes Paar selbst für sich herausfinden, welches Geburtsteam «das Richtige» für sie ist. Eine Doula zu engagieren ist kein Akt der Hilflosigkeit oder dass man es nicht allein schaffen würde. Im Gegenteil, ich finde es wichtig und richtig, sich genügend Gedanken zu machen: was ist mir besonders wichtig, worauf lege ich besonderen Wert und wer kann meine Werte denn Vertreten, wenn ich in den Geburtswehen liege.
Ja es kostet etwas, eine Doula zu engagieren und nein, die Krankenkasse bezahlt meistens wenig bis gar nichts daran. Aber sind wir mal ehrlich, wieviel Geld geben wir für anderes, vielleicht unnützes Zeugs aus... und wieviel ist ein positiveres Geburtserlebnis Wert? So wie für mich ist, dabei zu sein, wenn ein Kind «das Licht der Welt» zum ersten Mal erblickt: unbezahlbar!
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